Nach der Serie aus Arnheim letzten Sommer ist's Zeit für eine nächste

Damals schrieb ich, dass ein Busnetz schon etwas Besonderes bieten muss, damit es mein Interesse auf sich zieht. Obusse als Lebensadern einer Stadt, ähnlich Straßenbahngleisen, sind eine starke Motivation in diese Richtung; dazu die aussterbende Gattung von Bussen mit Zielbändern statt Punktmatrixhaufen; schließlich Busnetze von besonderer urbaner Bedeutung, deren Betreiber sich Erschließungs- und Bedienungsqualität weit oberhalb des Durchschnitts zum Ziel setzen.
Ich dachte nicht, dass ich neben Arnheim noch eine Fotoserie eines Netzes in petto hätte, das die ersten beiden Punkte vereint – oder zumindest 2010 noch vereinte. Mir sind die Aufnahmen von damals fast in Vergessenheit geraten – damals begann ich gerade wieder, ganz langsam aus der Finsternis zweier Jahre Magersucht zu erwachen; und auch wenn diese längst passé ist, so verblieben doch, sagen wir, Zeiten verminderten Erinnerungsvermögens.
Aber wir werden die Erinnerung im Zuge der Serie schon wieder auffrischen

Wir befinden uns hier, wie der Titel schon sagt, in der ehemals ostdeutschen Stadt Eberswalde – ein unspektakuläres Städtchen, mit dem Regionalexpress in gut einer halben Stunde von Berlin zu erreichen. Das Spektakuläre an Eberswalde ist verkehrstechnisch gewiss der Obus – mag Deutschland auch nach dem zweiten Weltkrieg ein weltweiter Schwerpunkt von Obussystemen gewesen sein: Viel verblieb davon im «Westen» nach der Schließung des Systems in Kaiserslautern 1985 nicht; und aus dem «Osten» kam 1989 auch nicht mehr allzu viel dazu. Eberswalde jedoch war eines dieser verbliebenen Systeme kleinerer Städte, und auch wenn das System gewiss am seidenen Faden hing, hat der rührige Betreiber in Form der Barnimer Busgesellschaft das Obusnetz in seiner gesamten Ausdehnung bis heute erhalten.
Das erste Foto zeigt Wagen 004 – ja, wir lesen mit Freude Gräf & Stift

– auf der zweiten Obuslinie Eberswaldes, der Linie 862. Die erste Linie ist der 861er – die Nummern in solcher Höhe sind der Eindeutigkeit im riesigen Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg geschuldet. Die Aufnahme entstand am 30. Juni 2010 an der Haltestelle Uckermarkstraße an der Einfahrt in die große Schleife durchs Brandenburgische Viertel.